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Corona, Weihnachten & Co. KG

Nun hat es uns also erwischt. Lange Zeit war Corona glücklicherweise in unserem kenianischen Alltag kaum präsent. Das vielleicht einzig Gute: es hat uns relativ mild getroffen, sodass unsere Symptome nicht allzu schlimm waren. Dennoch waren wir die nächsten Tage an unsere Wohnung gebunden. Auch unseren Kilimanajro Trip haben wir verschoben, da wir es nicht für sinnvoll hielten kurz nach der Infektion auf 6000 Meter zu steigen… Ein komisches Gefühl nicht rausgehen zu dürfen und ein Weihnachten der besonderen Art zu erleben. Eigentlich wollten wir Weihnachten mit Pastor George und dem Family Home verbringen. Wir hatten uns schon sehr auf die Zeit mit den Kindern sowie Weihnachten in einer anderen Kultur erleben zu können gefreut. Für uns bedeutete das nun: wir lassen uns davon nicht die Stimmung vermiesen und machen uns trotzdem ein schönes Weihnachtsfest – ein Weihnachten der anderen Art. Zahlreiche Telefonate mit unserer Familie, Freunden und dem Verein, die uns mental sehr unterstützten, halfen dabei ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Ebenfalls hilfreich: unser ausgeschmücktes Weihnachtsessen. Wie es sich traditionell gehört, gab es an Weihnachten Burger mit Pommes, die Anni mit sehr viel Liebe zubereitete. Ein selbstgebastelter Weihnachtsbaum, kleine Geschenke sowie ein Weihnachtsfilm rundeten unser Weihnachten in Nairobi ab.

Die nächsten Tage waren geprägt von Büchern lesen, Serien und Filme schauen und wenigstens ein paar Sonnenstrahlen auf unserem Dach abzusahnen. Außerdem probierten wir diverse Lieferservices aus. Gar nicht so einfach, wenn man keine Adresse hat. Aber wie bei so vielen Angelegenheiten in Kenia funktioniert es dann doch irgendwie. Ein weiterer großer Faktor: Geduld. Trotz mehrerer Mails und Nachfragen, erhielt ich keine Antwort, wie die Quarantänebestimmungen in Kenia lauten. Wie aus dem Nichts dann ein Anruf einer netten Dame von der Gesundheitsbehörde in Nairobi, die mir Fragen zum Verlauf, zu den Kontaktpersonen etc. stellte. So viele Fragen, dass ich vergaß nach den Quarantäneregeln zu fragen… Also nochmal zurückrufen. Große Erleichterung! Die Regeln erlauben es uns zum Jahreswechsel an der Küste zu sein. Vorausgesetzt wir sind symptomlos. Das sind wir. Um ganz sicher zu sein, haben wir uns auch nochmal getestet. Negativ! Nun heißt es Zug buchen, sieben Sachen packen und auf geht’s nach Mombasa.

Mit dem letzten Zug am 31.12. starteten wir mit voller Vorfreude auf die wiedergewonnene Freiheit. In Mombasa angekommen ging es für uns weiter Richtung Norden nach Kilifi, wo wir ein kleines Musikfestival namens „Beneath the Baobabs“ besuchten. Liebevoll hergerichtet mitten in der Natur zwischen den sogenannten Baobabs (Link einfügen) tanzten wir in das neue Jahr. Jedoch nur kurz, da wir nach der langen Anreise und der Covid Infektion noch nicht wieder bei voller Kraft waren. Aber kein Problem, wir genossen jede einzelne Minute.

Im neuen Jahr angekommen, trieb es uns noch weiter nördlich in das kleine Fischerdorf Watamu. Wenn wir vorher dachten, wir wissen was es bedeutet entspannt zu sein, dann wurde das ganze hier auf ein völlig neues Level gehoben. In unserer neuen Unterkunft freuten wir uns schon sehr auf das Frühstück. Direkt das Meer vor der Nase und himmlische Ruhe, da weit und breit keine andere Menschenseele zu sehen war. Ob diese ihren Rausch ausschliefen oder woanders noch am Feiern waren, lässt sich an dieser Stelle nur vermuten. Nach zwei Stunden Wartezeit auf das Frühstück, wunderten wir uns dann doch ein bisschen. Vielleicht waren die Gastgeber auch noch in einem Rausch? Wer sich jedenfalls in Geduld üben möchte, der sollte definitiv hierherkommen! Wem Geduls ein Fremdwort ist: besser fernbleiben. Das ist also der Vibe, der uns der ersten Woche des neuen Jahres erwartet. Zum Abend hin verflog die Ruhe – der Strand füllte sich rasch mit freudigen Gesichtern. Viele Familien waren unterwegs, es wurde ausgelassen getanzt, das neue Jahr gefeiert und die Frische des Meeres ausgekostet. Auch wenn die Menschen hier super herzlich waren und uns viel Wärme geschenkt haben, hatten wir im Gespür eine neue Unterkunft aufzusuchen, was sich im Endeffekt als genau richtig erwies.

Belebter Strand am Neujahrstag in Watamu

In den nächsten fünf Tagen ließen wir uns einfach treiben. Ausgerüstet mit Badesachen, Büchern und Sonnencreme war unsere einzige Sorge, ob wir in den Pool springen oder uns eine Erfrischung im Indischen Ozean abholen. Dieser Ort sticht nicht nur durch seine pure Schönheit und besinnliche Ruhe heraus. Ein weiteres Merkmal, welches besonders präsent ist, man jedoch nicht als typisch kenianisch bezeichnen würde: Italiener. Wer es nicht besser wüsste, könnte meinen in einem kleinen Örtchen Italiens zu verweilen. Italienische Restaurants und Menschen an jeder Ecke. Selbst die Einheimischen sprechen besser Italienisch als Englisch. Den richtigen Grund dafür konnte uns keiner so wirklich erklären. Irgendwann haben sich hier mal ein paar Italiener niedergelassen, was sich wohl stark rumgesprochen hat. Nagut. Auf unsere Erholung hat sich das jedoch nicht ausgewirkt. Mit neugewonnener Energie und bester Laune starteten wir am 7.1. zwar mit einem weinenden Auge, weil wir diesen wunderschönen Ort verlassen, aber auch mit einem lachenden Auge aufgrund der großen Vorfreude auf die Kinder in der Schule und unsere kommende Zeit in Kenia.

Was wird das neue Jahr für uns bereithalten? Eins kann ich versprechen, es bleibt definitiv spannend…

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Jahresabschluss in der Schule – endlich Ferien!

Auszeit in Mombasa… Harte und anstrengende, von Schweißperlen gezeichnete Wochen liegen hinter uns. Wir brauchen eine kleine Auszeit von unserem Alltag… Okay, so dramatisch ist es tatsächlich nicht. Wir hatten einfach Lust nach sechs Wochen auch mal eine andere Seite von Kenia zu sehen.

So sollte eigentlich der Beginn des nächsten Eintrages aussehen. Aufgrund der vorangeschrittenen Zeit und einer nicht eingeplanten Corona Erkrankung, habe ich mich jedoch dazu entschieden ein bisschen zu schummeln und den Inhalt zu verkürzen. Aber eins nach dem anderen.

Sommer im Dezember – was für viele wie eine Utopie oder ein nie erreichter Traum klingt, bedeutet für uns die Realität. Während wir die ersten Schneebilder aus Deutschland erhalten, genießen wir bei durchschnittlichen 25 Grad die angenehmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut. Zum Glück erleben wir den Winter in diesem Jahr nur virtuell. Was der Monat Dezember jedoch in Kenia und Deutschland gemeinsam hat: die weihnachtliche Vorfreude, die Tag für Tag zunimmt, und die immer näherkommenden Ferien. Für viele Menschen in Nairobi ist das der Anlass die Stadt und den Alltagsstress hinter sich zu lassen und die Familien auf dem Land zu besuchen. Sind die Straßen in Nairobi also zu Weihnachten leergefegt, braucht man sich keine Sorgen zu machen.

Auch für uns bedeutet der Dezember eine kleine Auszeit von unserem Schullalltag und die Möglichkeit andere Seiten dieses spannenden Landes kennenzulernen. Ab zur Küste, in die erfrischenden Wellen des Indischen Ozeans springen, Kokosnüsse schlürfen, das neue Jahr zelebrieren und als erste Neujahrsaktion den Kilimanjaro – das Dach von Afrika – besteigen. Vorher standen aber noch ein paar Events bei Uzimatele auf dem Programm.

Am 12.12. hat die Uzimatele Church zu einem großen Thanksgiving eingeladen. Dabei wird Gott für das Jahr 2021 gedankt. Konkret bedeutet das eine volle Kirche, reichlich Essen und vor allem viel Tanz und Gesang. Das sonntägliche Kirchenerlebnis wurde also nochmal um ein Vielfaches getoppt. Von 9 bis 19 Uhr, also ganze zehn Stunden (!!!) dauerte der Spaß. Da uns das aber ein bisschen zu viel war, blieben wir von 13 bis 16:30 Uhr und kamen dennoch auf unsere Kosten.

In der Kirche: Anni und Dayo, die Tochter von Gladys (unsere Hausangestellte)

Weiter ging es mit der neuen Woche mit ebenfalls vielversprechenden Veranstaltungen im Gepäck. Dank der großartigen Spenden vieler toller Menschen war die Schule in der Lage neue Sportgeräte und -materialien für das lang geplante Sportfest zu erwerben. Was mich dabei besonders beeindruckt hat: die Geräte wurden innerhalb der Community hergestellt. Genau so stelle ich mir Nachhaltigkeit vor! Am Tag des Sportfestes musste dennoch ein wenig gezittert werden, da dieser mit Regen startete. Der geschulte Leser und Beobachter dieses Blogs wird sicherlich wahrgenommen haben, dass der Boden bei Regen nicht zum Sport geeignet ist. Die Sorge währte zum Glück nur kurz, denn die Sonne meinte es gut mit uns. Nach anfänglichen Schwierigkeiten also, entwickelten sich über den Tag spannende Wettbewerbe bei denen die Kinder nicht nur sichtlich Spaß hatten, sondern auch ihr Talent beim Fußball, Volleyball, Netball und Leichtathletik unter Beweis stellten. Wer ein paar mehr Bilder dazu sehen möchte, kann dies unter Hier tun. Mein Highlight an dem Tag: eine sehr ausgelassene Tanzeinlage aller Kinder und uns zum Lied „Waka Waka“ von Shakira unter der Leitung von Jackie, Pastor Georges Frau. So leicht habe ich mich lange nicht mehr gefühlt.

Ein spaßiger Ausflug am darauffolgenden Tag zum Hotel Bluepost, wo es einen riesigen Spielplatz, einen kleinen Tierpark sowie einen atemberaubenden Wasserfall gibt, rundete das Schuljahr für die Kinder der Uzimatele School ab. Die Anreise mit drei Matatus, den bunt angemalten und mit dröhnender Musik gekennzeichneten Bussen in Nairobi, war nicht nur für uns ein Highlight. Vor allem für die Kinder, die so selten solche Ausflüge unternehmen, war das ein großartiges Erlebnis. Wer Lust hat kann sich in der ZDF Mediathek einen kleinen Beitrag zu den einzigartigen Matatus anschauen: Jetzt öffnen. Die Kinder an den beiden Tagen so glücklich so zu sehen hat mich sehr berührt. Schon im Alltag in der Schule versprühen diese jungen Menschen so viel Energie und Lebensfreude, obwohl sie im Vergleich zu uns so wenig (materiell) haben. Das klingt zwar irgendwie auch ein bisschen nach Klischee, aber genau das ist es, was mich nachdenklich macht. Immer wieder wird mir hier bewusst, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein. Ich merke, wie reich wir in unserer westlichen Welt sind und das nicht nur materiell. Trotzdem leben wir oft im Mangel und immer gibt es was zu meckern. Wahrscheinlich bin ich nicht der erste mit dieser Erkenntnis. Aber ich habe das Gefühl, dass sie so klar vor unseren Gesichtern ist und wir sie trotzdem nicht sehen.

Nach zwei tollen Tagen rundeten wir das Wochenende mit einem weiteren Besuch bei Helen auf der anderen Seite von Nairobi ab. Besonders haben wir uns auf die leckersten Mandazis überhaupt von Ann gefreut. Mit im Gepäck: Nutella. Eine gute Entscheidung, die sich als wahrhafter Lifehack bewährte. Was uns ebenfalls zu Gute kam: in der Nähe von Helens Haus gibt es ein Decathlon, bei dem wir uns für unseren bevorstehenden Kilimanjaro Trip einkleideten. Was für schöne Tage wir erlebten, besser konnte es nicht laufen! Oder doch? Am Sonntag machte sich ein unwohles Gefühl in mir breit. Da will uns doch niemand einen Strich durch die Rechnung für unsere bevorstehenden Pläne machen? Wie es scheint doch… Tja, Corona ist es eben egal, was du für Pläne hast. Nachdem wir uns in Kenia in Sicherheit währten, wurde uns aufgezeigt, wie unberechenbar und gnadenlos das Virus ist. Unsere Pläne wurden also etwas über den Haufen geworfen. Auch Anni erwischte es kurze Zeit später. Damit war klar: unser Plan für Weihnachten fällt flach. Doch wie sieht es mit den anderen Plänen aus: Silvester am Strand, die Besteigung des Kilimanjaros? Wie es uns ergangen ist und wie wir unsere Feiertage verbracht haben, erfahrt ihr im nächsten Eintrag.

Bis dahin alles Gute und vielen Dank fürs Lesen!

Alex

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Alltag in Nairobi – Hakuna matata.

Nein, mit dem Film „Der König der Löwen“ hat der Eintrag nur sehr wenig zu tun. Nach sehr vielen Eindrücken ist nämlich in Nairobi so ein bisschen der Alltag bei uns eingekehrt. Was mich dabei besonders beeindruckt ist, wie anpassungsfähig wir Menschen sein können, wenn wir denn wollen. Getreu dem Motto Hakuna Matata, was auf Suaheli so viel wie keine Sorgen heißt. Wenn ich zurück an unsere Ankunft denke, hätte ich mir niemals erträumt, dass wir uns so schnell an alles gewöhnen und die Sorgen so schnell verfliegen, wie sie gekommen sind. Wo ein Wille, da auch ein Weg. Unser Tag startet meistens um 6:30 Uhr. Dann klingelt der Wecker. Erstmal aufs Dach und die ersten Sonnenstrahlen genießen, bevor uns Joseph um 7:30 Uhr abholt. Joseph ist Lehrer am Uzimatele Educational Center. Da der Weg zur Schule für Anni und mich allein zu gefährlich sei und unser Zu Hause für ihn auf dem Weg liegt, holt er uns jeden Morgen ab – wie praktisch. Gefahr verspüren wir hier nicht unbedingt. Natürlich spüren wir die vielen, auf uns gerichteten Blicke, weil der Großteil „weiße Menschen“ dort zum ersten Mal sieht. Außer vielen Begrüßungen, großen verwunderten Augen und „How are you?“ Fragen an gefühlt jeder zweiten Ecke, kommen unangenehme Gespräche jedoch nur sehr selten vor. Dennoch vertrauen wir unseren Freunden vor Ort und wollen kein Risiko eingehen. Daher freuen wir uns auch sehr über Josephs Begleitung.

Der Weg zur Schule führt über einen kleinen Berg, den wir den kleinen Mount Kilimanjaro getauft haben. Bergab gar kein Problem. Auf dem Rückweg macht er seinen Namen jedoch alle Ehre. Perfekt als Vorbereitung für den richtigen Mount Kilimanjaro, Afrikas größten Berg. Unten angekommen geht es dann über eine neue, asphaltierte Straße, die das Slumgebiet mit dem Stadtzentrum verbindet. An uns rauschen immer wieder Boda Boda Fahrer vorbei, sogenannte Motorrad Taxis und wir treffen bereits auf erste bekannte Kinder Gesichter aus der Schule. Kleine Menschen mit einem riesigen Lächeln im Gesicht – so lässt es sich sehr gut in den Tag starten. Wenn wir um ca. 8 Uhr die Schule durch das große blaue Tor mit dem Schriftzug „Uzimatele Educational Center“ erreichen, läuft der Schulbetrieb bereits auf Hochtouren. Bevor der Unterricht pünktlich um 8:20 Uhr startet und das Klingeln der Glocke ertönt, singen und beten die Kinder gemeinsam.

Der kleine Bruder des Mount Kilimanjaro auf dem Weg zur Schule. (hier von oben)

Insgesamt gibt es an der Schule elf Klassen. Angefangen wird im Alter von drei Jahren bei der Babyclass, wo Teacher Jennifer, eine unglaublich besonnene und – in meinen Augen – mental starke Frau, die Klassenleiterin ist. Ihre Aufgabe ist es ca. 30-35 Kinder von früh bis spät bei Laune und im Zaum zu halten. Gar nicht so einfach und für deutsche Verhältnisse unvorstellbar, aber hier irgendwie Normalität. Hakuna Matata halt. Danach folgen die Vorschulstufe 1 und die Vorschulstufe 2 . Anschließend starten die Klassen 1-3. Bis zur dritten Klasse gibt es nur einen festen Klassenlehrer bzw. eine feste Klassenlehrerin pro Klasse. Ab der vierten bis zur achten Klasse ändert sich das jedoch. Sechs Lehrkräfte unterrichten fachspezifisch in den jeweiligen Klassen.

Faxen machen gehört zum Standardprogramm in den Pausen.

Anni hatte zu Beginn direkt ein Herz für die Babyclass und arbeitet dort den ganzen Tag, zur großen Freude von Teacher Jennifer. Ich unterrichte im Wechsel mit Headteacher Madame Gertrude in den Klassen 4-8 im Fach Englisch. Bis um 15:10 Uhr haben die Kinder acht Unterrichtsstunden, die in insgesamt vier Blöcken aufgeteilt sind. Dazwischen gibt es mehrere Pausen, wo die Kinder auf dem Hof Spiele verschiedenster Art ausführen. Zu jeder Pause stürmen die Kinder ins Lehrerzimmer. „Nataka ball, nataka ball“ – übersetzt: die Kinder wollen einen Ball. Diese sind ziemlich begehrt, da es nicht viele gibt. Doch auch ohne Ball wissen die Kinder sich zu beschäftigen. Auch wenn wir oftmals nicht erkennen, was das für Spiele sein sollen, bereitet es uns sehr große Freude dabei zuzusehen wie kreativ und mich welcher Freude die Kinder ihre Pause verbringen. Zwischen 12:40 und 13:40 Uhr ist große Lunchpause. Ein Teil der Kinder macht vom dem Schulessen Gebrauch. Bei dem anderen Teil kommen die Eltern zur Schule und bringen den Kindern das Mittagessen vorbei. Der Besuch wird oftmals begleitet von großer Begeisterung oder dicken Krokodilstränen – je nachdem, was es zu Essen gibt.

Erstmal stärken, bevor es mit dem Unterricht weiter geht.

Ab 15:10 Uhr ist dann Zeit für die Kinder zum Spielen. Zunächst erfolgt das Aufwärmprogramm bei Teacher Vincent und die Kinder rennen bei prallem Sonnenschein teilweise los, als gäbe es Chapati (ein sehr beliebtes Fladenbrot in Kenia) umsonst. Allein von dem Anblick fange ich schon an zu schwitzen. Anschließend wird z.B. Fußball gespielt. Zwei große Steine auf jeder Seite, die die Tore markieren, ein Ball in die Mitte und auf geht’s. Leidenschaftlich wird um jeden Ball gekämpft. Solange bis um 16 Uhr die Glocken wieder ertönen. Dann heißt es nämlich umziehen. Für die Jüngeren geht es dann nach Hause. Die älteren Kinder bleiben in der Schule und können bis 17 Uhr ihre Hausaufgaben erledigen oder die Lehrkräfte um Rat bitten, falls etwas während des Unterrichtes nicht verstanden wurde. Für Anni und mich geht es meist zwischen 15 und 16 Uhr nach Hause. Das hängt davon ab, ob es in meinen Beinen kribbelt und ich mich den Fußballspielen anschließe oder nicht.

Die tägliche Sporteinheit darf auf jeden Fall nicht fehlen.

Drei bis vier Mal besuchen wir nach der Schule das Fitnessstudio bei uns um die Ecke. Ein großer Segen, da ich schon die Befürchtung hatte kaum Sport treiben zu können. Das Gym ist zu einem meiner Lieblingsorte geworden. Schnell kommt man mit anderen ins Gespräch und spricht über Gott und die Welt. Dadurch, dass alles etwas kleiner ist, herrscht eine familiäre Stimmung und man kennt sich untereinander. Jeden Abend gibt es dann noch eine Stärkung bevor wir abends den Tag Revue passieren lassen oder mit Freunden oder Familienmitgliedern facetimen.

Im Gym mit Albert. Im Gegensatz zu ihm, muss ich noch ein bisschen trainieren oder vielleicht auch nur engere T-Shirts tragen…

In den nächsten Blogs werde ich weniger vom Alltag, sondern mehr von unseren Wochenenderlebnissen berichten und wie die kenianische Kultur auf uns einwirkt.

Bis dahin bleibt alle schön gesund und genießt die Weihnachtszeit! Uns läuft jetzt schon das Wasser im Munde zusammen, wenn wir an Rotkohl und Klöße denken… Wie wird Weihnachten wohl in Kenia ablaufen?

Bis bald. Hakuna matata.

Alex

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Ugali, Fußball & Co.

Habt ihr schonmal etwas von Ugali gehört? Falls nicht, dann anschnallen und gut aufpassen! Wer schonmal in Kenia war oder vorhat nach Kenia zu reisen, der wird um das Wort Ugali nicht herumkommen. Doch was ist Ugali genau? Es ist eines der beliebtesten Nationalgerichte in Kenia. Ein Getreidebrei aus Maismehl, der zu fester Konsistenz gekocht wird – erinnert auf den Bildern irgendwie an Germknödel. Dazu wird entweder Gemüse, Fleisch oder Fisch serviert. Die (meisten) Kenianer leben und lieben es – jeden einzelnen Tag! Es sättigt und liefert so viel Energie, um Berge zu versetzen. Damit wurden wir direkt nach unserer Ankunft vor sieben Wochen konfrontiert. Wer kein Ugali isst, is(s)t selbst schuld. Die Devise war deshalb klar: das müssen wir ausprobieren.

Wer Anni und mich kennt weiß, beim Thema Essensspezialitäten in anderen Ländern ist unsere Neugier ungebrochen – wie ein kleines Kind, dass mit großer Freude ein Überraschungsei öffnet. Also haben wir unsere Hausangestellte Gladys – zu ihr später mehr – gefragt, ob sie für uns Ugali zubereiten kann. Gesagt getan: eine riesige weiße Masse lag auf unseren Tellern. Große Spannung! Und dann die Ernüchterung… Um Anni zu zitieren: „Es schmeckt nach: nichts.“ Tatsächlich. Und es macht wie angekündigt unheimlich satt. Unsere Mägen fühlen sich an wie aufgepumpte Luftballons, die kurz vorm platzen sind.

So sieht Ugali aus (zumindest das, was noch übrig geblieben ist). Wer es selbst mal ausprobieren will, klickt einfach auf das Bild.

Okay, genug vom Essen. Was lieben die Kenianer neben Ugali? Fußball… vor allem den europäischen. Während die ersten wahrscheinlich an dieser Stelle mit den Augen rollen, ist das für mich als Fan wie Musik in den Ohren. Man könnte meinen in Kenia haben sich tausende Fanclubs der englischen Premier League versammelt. Lernen wir neue Leute kennen wird standesgemäß erstmal nach dem Lieblingsclub gefragt. Die erste Einladung zum gemeinsamen Fußballschauen von Pastor Georgie ließ deshalb nicht lange auf sich warten. An dieser Stelle besteht die große Gefahr, dass ich in Trance verfalle und nicht mehr aufhöre von Fußball zu schreiben. Cut!

In der Schule wird sogar mit Flaschen Fußball gespielt.

Ugali und Fußball spielen also eine große Rolle im kenianischen Alltag. Doch das ist längst nicht alles. Was mich seit der ersten Minute stark beeindruckt ist die Bedeutung des Glaubens und welch großen Platz dieser im täglichen Leben einnimmt. Wo wir auch hingehen, der Glaube ist häufig präsent. Die Kirche am Sonntag ist also keine freiwillige Spaßveranstaltung, sondern für die meisten Pflichtprogramm. Natürlich hat George uns deshalb auch direkt mitgenommen in die Uzimatele Church, damit wir zum einen die Kirche und zum anderen die Uzimatele Community kennenlernen. Ich muss gestehen, mein letzter Besuch in einer Kirche ist schon etwas länger her… Erschlagen von den Eindrücken der ersten Tage in Kenia, hat unser Besuch in der Uzimatele Church nochmal einen draufsetzen können.

Mit voller Leidenschaft dabei – der Sonntag ist in Kenia wahrlich ein Feiertag

Sind wir hier wirklich in einer Kirche gelandet oder zurück im Berliner Nachtleben? Der Unterschied ist auf den ersten Blick schwer zu erkennen: es wird leidenschaftlich getanzt und gesungen. Fata Morgana? Zu viel Sonne abbekommen in den ersten Tagen? Oder erlaubt sich Pastor George einen Spaß mit uns? Nein, wir sind tatsächlich genau richtig. So sieht hier jeder Sonntag aus. Von 9 bis 13 Uhr wird getanzt, gesungen und gebetet. Mit großer Freude und Ausgelassenheit, wie wir es zuvor noch nie in einer Kirche erlebt haben. Die Kenianer zeigen uns ihr großes Herz und nehmen uns auf, als wären wir schon lange Teil der Community. Unsere Kinnläden hängen grad wahrscheinlich bis zum Boden und wir müssen erstmal realisieren, was gerade passiert.

Wow… in den ersten Tagen haben wir in kürzester Zeit so viele Gefühlswelten durchlebt wie schon lange nicht mehr. Von Gedanken wie „Halten wir es hier wirklich fünf Monate aus?“ bis „Wieso sind wir eigentlich nur fünf Monate hier?“ ist alles dabei. Wenn mich nach den ersten Tagen jemand fragen würde: Wie würdest du Kenia in drei Worten beschreiben? Meine Antwort wäre klar: Ugali, Fußball und Kirche. Und vor allem das große Herz, mit dem uns die meisten Kenianer bisher begegnet sind. (Ok sind doch vier Wörter geworden…)

Wenn das also meine ersten Eindrücke sind, wie wird dann wohl der Alltag in Kenia aussehen? Jeden Tag ein neues Wow-Erlebnis oder kommt doch noch die große Ernüchterung? Falls Du mehr darüber erfahren möchtest, freue ich mich, wenn Du meinen nächsten Eintrag liest.

Falls Du Fragen zum Projekt oder zu unserem Aufenthalt hast, kannst Du mir jederzeit schreiben unter: alexander.lebeck@wirgestaltenev.de

Bis zum nächsten Eintrag! Tuanane baadaye!

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Alex in Kenia

Hallo alle zusammen!

Meine Name ist Alex, ich bin 27 Jahre alt und arbeite für den Verein WIR GESTALTEN e.V. im Berliner Stadtteil Wedding. Für die, die mich noch nicht kennen: seit Juni 2018 bin ich im Verein tätig. Zunächst als Honorarkraft im Rahmen des Kiezcafés und seit April 2021 als Werkstudent im Projekt „Check it out!“

Wie der Name Werkstudent schon verrät, bin ich auch Student. Ich studiere auf Lehramt in den Fächern Sport und Englisch an der Humboldt-Universität zu Berlin. Wie es halt so ist im Lehramtsstudium (sowie vermutlich auch in jedem anderen Studium) sind Praxiserfahrungen ein wichtiger Bestandteil – wie praktisch das der Verein eng mit einer Schule in Nairobi, Kenia zusammenarbeit: das Uzimatele Educational Centre. Schon zu Beginn meiner Zeit bei WIR GESTALTEN hat das Projekt großes Interesse in mir geweckt. Das Ziel: DA MUSST DU UNBEDINGT HIN!

Gesagt getan: einer der für mich schönsten Momente im Leben sind diese, wenn Vorstellungen zur Realität werden. Am 14. Oktober 2021 kam der besagte Tag. Nach unruhigen Wochen mit Auflösung der Wohnung, Umzug, Freunden und Familie auf Wiedersehen sagen, die Lieblingskneipe verabschieden, starteten meine Freunden Anni und ich püntklich um 8 Uhr (was am BER schon eine Überschrift in den Tageszeitungen verdient hat) mit dem Flieger nach Nairobi…

Anni und ich kurz vorm Boarding

… Fünf Wochen später sitze ich gemütlich ich im Garten von Helen (Mitglied im Vorstand von Uzimatele) bei einer Tasse Kaffee und genieße den leichten Windzug bei prallem Sonnenschein. Und das im November.

Im Garten bei Helen

Mittlerweile ist eine Menge passiert und ich fühle mich angekommen. Angekommen in einem fremden Land und einer fremden Kultur. In diesem Blog möchte ich allen Mitgliedern und Interessierten am Verein sowie Familie, Freunden und Bekannten auf dem Laufenden halten und von der Arbeit an der Schule und meinen Erlebnissen berichten.

Ab nächster Woche erfolgt ein erster Bericht zu den ersten fünf Wochen in Kenia. Bleibt alle schön gesund und passt gut auf euch auf!

Wakati muema!

Liebe Grüße aus Kenia,
Alex