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Alltag in Nairobi – Hakuna matata.

Nein, mit dem Film „Der König der Löwen“ hat der Eintrag nur sehr wenig zu tun. Nach sehr vielen Eindrücken ist nämlich in Nairobi so ein bisschen der Alltag bei uns eingekehrt. Was mich dabei besonders beeindruckt ist, wie anpassungsfähig wir Menschen sein können, wenn wir denn wollen. Getreu dem Motto Hakuna Matata, was auf Suaheli so viel wie keine Sorgen heißt. Wenn ich zurück an unsere Ankunft denke, hätte ich mir niemals erträumt, dass wir uns so schnell an alles gewöhnen und die Sorgen so schnell verfliegen, wie sie gekommen sind. Wo ein Wille, da auch ein Weg. Unser Tag startet meistens um 6:30 Uhr. Dann klingelt der Wecker. Erstmal aufs Dach und die ersten Sonnenstrahlen genießen, bevor uns Joseph um 7:30 Uhr abholt. Joseph ist Lehrer am Uzimatele Educational Center. Da der Weg zur Schule für Anni und mich allein zu gefährlich sei und unser Zu Hause für ihn auf dem Weg liegt, holt er uns jeden Morgen ab – wie praktisch. Gefahr verspüren wir hier nicht unbedingt. Natürlich spüren wir die vielen, auf uns gerichteten Blicke, weil der Großteil „weiße Menschen“ dort zum ersten Mal sieht. Außer vielen Begrüßungen, großen verwunderten Augen und „How are you?“ Fragen an gefühlt jeder zweiten Ecke, kommen unangenehme Gespräche jedoch nur sehr selten vor. Dennoch vertrauen wir unseren Freunden vor Ort und wollen kein Risiko eingehen. Daher freuen wir uns auch sehr über Josephs Begleitung.

Der Weg zur Schule führt über einen kleinen Berg, den wir den kleinen Mount Kilimanjaro getauft haben. Bergab gar kein Problem. Auf dem Rückweg macht er seinen Namen jedoch alle Ehre. Perfekt als Vorbereitung für den richtigen Mount Kilimanjaro, Afrikas größten Berg. Unten angekommen geht es dann über eine neue, asphaltierte Straße, die das Slumgebiet mit dem Stadtzentrum verbindet. An uns rauschen immer wieder Boda Boda Fahrer vorbei, sogenannte Motorrad Taxis und wir treffen bereits auf erste bekannte Kinder Gesichter aus der Schule. Kleine Menschen mit einem riesigen Lächeln im Gesicht – so lässt es sich sehr gut in den Tag starten. Wenn wir um ca. 8 Uhr die Schule durch das große blaue Tor mit dem Schriftzug „Uzimatele Educational Center“ erreichen, läuft der Schulbetrieb bereits auf Hochtouren. Bevor der Unterricht pünktlich um 8:20 Uhr startet und das Klingeln der Glocke ertönt, singen und beten die Kinder gemeinsam.

Der kleine Bruder des Mount Kilimanjaro auf dem Weg zur Schule. (hier von oben)

Insgesamt gibt es an der Schule elf Klassen. Angefangen wird im Alter von drei Jahren bei der Babyclass, wo Teacher Jennifer, eine unglaublich besonnene und – in meinen Augen – mental starke Frau, die Klassenleiterin ist. Ihre Aufgabe ist es ca. 30-35 Kinder von früh bis spät bei Laune und im Zaum zu halten. Gar nicht so einfach und für deutsche Verhältnisse unvorstellbar, aber hier irgendwie Normalität. Hakuna Matata halt. Danach folgen die Vorschulstufe 1 und die Vorschulstufe 2 . Anschließend starten die Klassen 1-3. Bis zur dritten Klasse gibt es nur einen festen Klassenlehrer bzw. eine feste Klassenlehrerin pro Klasse. Ab der vierten bis zur achten Klasse ändert sich das jedoch. Sechs Lehrkräfte unterrichten fachspezifisch in den jeweiligen Klassen.

Faxen machen gehört zum Standardprogramm in den Pausen.

Anni hatte zu Beginn direkt ein Herz für die Babyclass und arbeitet dort den ganzen Tag, zur großen Freude von Teacher Jennifer. Ich unterrichte im Wechsel mit Headteacher Madame Gertrude in den Klassen 4-8 im Fach Englisch. Bis um 15:10 Uhr haben die Kinder acht Unterrichtsstunden, die in insgesamt vier Blöcken aufgeteilt sind. Dazwischen gibt es mehrere Pausen, wo die Kinder auf dem Hof Spiele verschiedenster Art ausführen. Zu jeder Pause stürmen die Kinder ins Lehrerzimmer. „Nataka ball, nataka ball“ – übersetzt: die Kinder wollen einen Ball. Diese sind ziemlich begehrt, da es nicht viele gibt. Doch auch ohne Ball wissen die Kinder sich zu beschäftigen. Auch wenn wir oftmals nicht erkennen, was das für Spiele sein sollen, bereitet es uns sehr große Freude dabei zuzusehen wie kreativ und mich welcher Freude die Kinder ihre Pause verbringen. Zwischen 12:40 und 13:40 Uhr ist große Lunchpause. Ein Teil der Kinder macht vom dem Schulessen Gebrauch. Bei dem anderen Teil kommen die Eltern zur Schule und bringen den Kindern das Mittagessen vorbei. Der Besuch wird oftmals begleitet von großer Begeisterung oder dicken Krokodilstränen – je nachdem, was es zu Essen gibt.

Erstmal stärken, bevor es mit dem Unterricht weiter geht.

Ab 15:10 Uhr ist dann Zeit für die Kinder zum Spielen. Zunächst erfolgt das Aufwärmprogramm bei Teacher Vincent und die Kinder rennen bei prallem Sonnenschein teilweise los, als gäbe es Chapati (ein sehr beliebtes Fladenbrot in Kenia) umsonst. Allein von dem Anblick fange ich schon an zu schwitzen. Anschließend wird z.B. Fußball gespielt. Zwei große Steine auf jeder Seite, die die Tore markieren, ein Ball in die Mitte und auf geht’s. Leidenschaftlich wird um jeden Ball gekämpft. Solange bis um 16 Uhr die Glocken wieder ertönen. Dann heißt es nämlich umziehen. Für die Jüngeren geht es dann nach Hause. Die älteren Kinder bleiben in der Schule und können bis 17 Uhr ihre Hausaufgaben erledigen oder die Lehrkräfte um Rat bitten, falls etwas während des Unterrichtes nicht verstanden wurde. Für Anni und mich geht es meist zwischen 15 und 16 Uhr nach Hause. Das hängt davon ab, ob es in meinen Beinen kribbelt und ich mich den Fußballspielen anschließe oder nicht.

Die tägliche Sporteinheit darf auf jeden Fall nicht fehlen.

Drei bis vier Mal besuchen wir nach der Schule das Fitnessstudio bei uns um die Ecke. Ein großer Segen, da ich schon die Befürchtung hatte kaum Sport treiben zu können. Das Gym ist zu einem meiner Lieblingsorte geworden. Schnell kommt man mit anderen ins Gespräch und spricht über Gott und die Welt. Dadurch, dass alles etwas kleiner ist, herrscht eine familiäre Stimmung und man kennt sich untereinander. Jeden Abend gibt es dann noch eine Stärkung bevor wir abends den Tag Revue passieren lassen oder mit Freunden oder Familienmitgliedern facetimen.

Im Gym mit Albert. Im Gegensatz zu ihm, muss ich noch ein bisschen trainieren oder vielleicht auch nur engere T-Shirts tragen…

In den nächsten Blogs werde ich weniger vom Alltag, sondern mehr von unseren Wochenenderlebnissen berichten und wie die kenianische Kultur auf uns einwirkt.

Bis dahin bleibt alle schön gesund und genießt die Weihnachtszeit! Uns läuft jetzt schon das Wasser im Munde zusammen, wenn wir an Rotkohl und Klöße denken… Wie wird Weihnachten wohl in Kenia ablaufen?

Bis bald. Hakuna matata.

Alex