Patenschaftsstories

Agnes war bereits mit der Vereinsgründung von WIR GESTALTEN Kiezpatin. Im Jahre 2006 übernahm sie ihr erstes Patenkind „weil ich das Gefühl hatte, das tun zu wollen.“ Agnes macht es glücklich, dass sie Katja, die zunächst aufgrund ihres ungeklärten Aufenthaltsstatus mit der großen Unsicherheit einer Abschiebung nach Ghana leben musste, dazu motivieren konnte, einen guten MSA-Abschluss zu machen und nun eine erfolgreiche Ausbildung als Hotelfachfrau zu absolvieren.

Die Möglichkeit durch eine Patenschaft einem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen und es für einen höflichen Umgang sensibilisieren zu können, hält Agnes letztlich für die entscheidende Grundvoraussetzung, um Durchhaltevermögen für eine erfolgreiche Schullaufbahn zu entwickeln. Durch ihr gewachsenes Selbstbewusstsein und ihren zunehmenden Ehrgeiz ist es Katja gelungen, den Klassenlehrer zu überzeugen, sie statt auf eine Sonderschule auf eine Oberschule zu schicken. Zudem schaffte sie es, sich dem anfänglichen Mobbing in der Schule nach und nach zu entziehen und beim Wechsel in die weiterführende Schule schnell eigene Freunde zu finden.

Agnes hat Freude an der Patenschaft, „weil Kinder stets eigene Einfälle haben, Ideen einbringen und man zusammen kreativ sein kann“

Neben der Gelegenheit in einer Patenschaft, Unterstützung zur Verbesserung schulischer Leistungen und sozialer Kompetenzen zu geben, sieht Agnes ihre Aufgabe darin, ihr Patenkind in der Entwicklung individueller Kompetenzen zu fördern. Als Katja einen Fabelaufsatz für die Schule schreiben sollte, überraschte Katja Agnes durch ihre Fähigkeit, sich fantasievoll auszudrücken und auf diese Weise persönliche Erfahrungen zu verarbeiten. Motiviert durch die Anerkennung schreibt sich Katja nun selbständig Erlebnisse von der Seele.

Nicht nur diese Erfolge, sondern auch die interkulturellen Erfahrungen empfindet Agnes als sehr bereichernd. Eingeladen zum afrikanischen Essen, lernte Agnes viel über die kulturellen und religiösen Gepflogenheiten ihrer Patenfamilie. Nachhaltig beeindruckt hat sie der Vater nicht nur als gelernter Koch, sondern auch durch seine Gepflogenheit und Gabe, den Familiengottesdienst sehr ansprechend in den eigenen vier Wänden abzuhalten.

Seit dem erfolgreichen Schulabschluss von Katja ist Agnes nun Patin zweier Mädchen mit libanesischer Abstammung. Durch Mund-zu-Mund Propaganda im Kiezcafé haben die Mütter der achtjährigen Razan und elfjährigen Rasha von den Kiezpatenschaften erfahren. An diesem Begegnungsort hat auch Agnes Gelegenheit, sich mit den Müttern über die beiden Mädchen auszutauschen.

Viel Spaß haben Agnes und die Mädchen bei der gemeinsamen Entwicklung von Lernspielen. Da Razan durch das gemeinsam ausgedachte 1x1-Würfelspiel die Zahlenfolgen nun prima beherrscht, will Agnes ihr nun ihre Freude am Lesen vermitteln. Die Patin ist froh darüber, dass Razan als eine von sechs Geschwistern schulischen Ehrgeiz entwickelt hat und den Übergang in die nächste Klasse schaffen wird.

Auch Rasha lernt inzwischen so fleißig, dass Agnes überzeugt ist, dass sie den Übertritt ins Gymnasium meistern wird. Durch ständige Wiederholung mit Hilfe des selbst gebastelten Vokabelmemorys hat Rasah für ihren letzten Englischtest eine Eins erhalten. Zudem zeigt sie im Fach Deutsch bereits deutliche Lernfortschritte. Da Rasha Ärztin werden will, möchte Agnes sie bis zum Abitur begleiten.

Agnes engagiert sich für die „Kiezpatenschaften“, weil ihr Integration eine Herzensangelegenheit ist. Für alle, die Freude daran haben, Mitmenschen aus anderen Kulturkreisen kennenzulernen und hierdurch eigene Gewohnheiten zu reflektieren, möchte Agnes die Kiezpatenschaften wärmstens empfehlen.