Auszeit in Mombasa… Harte und anstrengende, von Schweißperlen gezeichnete Wochen liegen hinter uns. Wir brauchen eine kleine Auszeit von unserem Alltag… Okay, so dramatisch ist es tatsächlich nicht. Wir hatten einfach Lust nach sechs Wochen auch mal eine andere Seite von Kenia zu sehen.
So sollte eigentlich der Beginn des nächsten Eintrages aussehen. Aufgrund der vorangeschrittenen Zeit und einer nicht eingeplanten Corona Erkrankung, habe ich mich jedoch dazu entschieden ein bisschen zu schummeln und den Inhalt zu verkürzen. Aber eins nach dem anderen.
Sommer im Dezember – was für viele wie eine Utopie oder ein nie erreichter Traum klingt, bedeutet für uns die Realität. Während wir die ersten Schneebilder aus Deutschland erhalten, genießen wir bei durchschnittlichen 25 Grad die angenehmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut. Zum Glück erleben wir den Winter in diesem Jahr nur virtuell. Was der Monat Dezember jedoch in Kenia und Deutschland gemeinsam hat: die weihnachtliche Vorfreude, die Tag für Tag zunimmt, und die immer näherkommenden Ferien. Für viele Menschen in Nairobi ist das der Anlass die Stadt und den Alltagsstress hinter sich zu lassen und die Familien auf dem Land zu besuchen. Sind die Straßen in Nairobi also zu Weihnachten leergefegt, braucht man sich keine Sorgen zu machen.
Auch für uns bedeutet der Dezember eine kleine Auszeit von unserem Schullalltag und die Möglichkeit andere Seiten dieses spannenden Landes kennenzulernen. Ab zur Küste, in die erfrischenden Wellen des Indischen Ozeans springen, Kokosnüsse schlürfen, das neue Jahr zelebrieren und als erste Neujahrsaktion den Kilimanjaro – das Dach von Afrika – besteigen. Vorher standen aber noch ein paar Events bei Uzimatele auf dem Programm.
Am 12.12. hat die Uzimatele Church zu einem großen Thanksgiving eingeladen. Dabei wird Gott für das Jahr 2021 gedankt. Konkret bedeutet das eine volle Kirche, reichlich Essen und vor allem viel Tanz und Gesang. Das sonntägliche Kirchenerlebnis wurde also nochmal um ein Vielfaches getoppt. Von 9 bis 19 Uhr, also ganze zehn Stunden (!!!) dauerte der Spaß. Da uns das aber ein bisschen zu viel war, blieben wir von 13 bis 16:30 Uhr und kamen dennoch auf unsere Kosten.
Weiter ging es mit der neuen Woche mit ebenfalls vielversprechenden Veranstaltungen im Gepäck. Dank der großartigen Spenden vieler toller Menschen war die Schule in der Lage neue Sportgeräte und -materialien für das lang geplante Sportfest zu erwerben. Was mich dabei besonders beeindruckt hat: die Geräte wurden innerhalb der Community hergestellt. Genau so stelle ich mir Nachhaltigkeit vor! Am Tag des Sportfestes musste dennoch ein wenig gezittert werden, da dieser mit Regen startete. Der geschulte Leser und Beobachter dieses Blogs wird sicherlich wahrgenommen haben, dass der Boden bei Regen nicht zum Sport geeignet ist. Die Sorge währte zum Glück nur kurz, denn die Sonne meinte es gut mit uns. Nach anfänglichen Schwierigkeiten also, entwickelten sich über den Tag spannende Wettbewerbe bei denen die Kinder nicht nur sichtlich Spaß hatten, sondern auch ihr Talent beim Fußball, Volleyball, Netball und Leichtathletik unter Beweis stellten. Wer ein paar mehr Bilder dazu sehen möchte, kann dies unter Hier tun. Mein Highlight an dem Tag: eine sehr ausgelassene Tanzeinlage aller Kinder und uns zum Lied „Waka Waka“ von Shakira unter der Leitung von Jackie, Pastor Georges Frau. So leicht habe ich mich lange nicht mehr gefühlt.
Ein spaßiger Ausflug am darauffolgenden Tag zum Hotel Bluepost, wo es einen riesigen Spielplatz, einen kleinen Tierpark sowie einen atemberaubenden Wasserfall gibt, rundete das Schuljahr für die Kinder der Uzimatele School ab. Die Anreise mit drei Matatus, den bunt angemalten und mit dröhnender Musik gekennzeichneten Bussen in Nairobi, war nicht nur für uns ein Highlight. Vor allem für die Kinder, die so selten solche Ausflüge unternehmen, war das ein großartiges Erlebnis. Wer Lust hat kann sich in der ZDF Mediathek einen kleinen Beitrag zu den einzigartigen Matatus anschauen: Jetzt öffnen. Die Kinder an den beiden Tagen so glücklich so zu sehen hat mich sehr berührt. Schon im Alltag in der Schule versprühen diese jungen Menschen so viel Energie und Lebensfreude, obwohl sie im Vergleich zu uns so wenig (materiell) haben. Das klingt zwar irgendwie auch ein bisschen nach Klischee, aber genau das ist es, was mich nachdenklich macht. Immer wieder wird mir hier bewusst, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein. Ich merke, wie reich wir in unserer westlichen Welt sind und das nicht nur materiell. Trotzdem leben wir oft im Mangel und immer gibt es was zu meckern. Wahrscheinlich bin ich nicht der erste mit dieser Erkenntnis. Aber ich habe das Gefühl, dass sie so klar vor unseren Gesichtern ist und wir sie trotzdem nicht sehen.
Nach zwei tollen Tagen rundeten wir das Wochenende mit einem weiteren Besuch bei Helen auf der anderen Seite von Nairobi ab. Besonders haben wir uns auf die leckersten Mandazis überhaupt von Ann gefreut. Mit im Gepäck: Nutella. Eine gute Entscheidung, die sich als wahrhafter Lifehack bewährte. Was uns ebenfalls zu Gute kam: in der Nähe von Helens Haus gibt es ein Decathlon, bei dem wir uns für unseren bevorstehenden Kilimanjaro Trip einkleideten. Was für schöne Tage wir erlebten, besser konnte es nicht laufen! Oder doch? Am Sonntag machte sich ein unwohles Gefühl in mir breit. Da will uns doch niemand einen Strich durch die Rechnung für unsere bevorstehenden Pläne machen? Wie es scheint doch… Tja, Corona ist es eben egal, was du für Pläne hast. Nachdem wir uns in Kenia in Sicherheit währten, wurde uns aufgezeigt, wie unberechenbar und gnadenlos das Virus ist. Unsere Pläne wurden also etwas über den Haufen geworfen. Auch Anni erwischte es kurze Zeit später. Damit war klar: unser Plan für Weihnachten fällt flach. Doch wie sieht es mit den anderen Plänen aus: Silvester am Strand, die Besteigung des Kilimanjaros? Wie es uns ergangen ist und wie wir unsere Feiertage verbracht haben, erfahrt ihr im nächsten Eintrag.
Bis dahin alles Gute und vielen Dank fürs Lesen!
Alex