Was sind Kiezpatenschaften?

Mit den Kiezpatenschaften fördern wir ehrenamtliches Engagement zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund. Im Berliner Wedding leben viele Migrantenfamilien, die in die deutsche Gesellschaft nur zum Teil integriert sind. Und es gibt genügend deutsche Bürger, die kaum wissen, wie das Leben dieser Familien Gestaltung findet. Hier gibt es auf beiden Seiten viel zu lernen.

Patenschaften sind freiwillige, längerfristige aber zeitlich begrenzte Lern- und Freizeitbeziehung zwischen einer erfahrenen Person und einer Person, die sich in bestimmten Bereichen weiterentwickeln möchte. Die erfahrene Person nennen wir Pat*in (oder Mentor*in); die Person, die gerne Neues lernen möchte, nennen wir Patenkind (oder Mentee). In unseren Patenschaftsprojekten geht es immer darum, persönliche Beziehungen aufzubauen, die durch das Interesse am anderen bestimmt sind. Denn gute Beziehungen haben entsprechend der Mentoringforschung immer einen nachhaltig positiven Effekt auf die Entwicklung von Neugierde, Selbstwirksamkeit und letztlich mehr Chancengleichheit.

Zudem werden durch Patenschaften Vorurteile abgebaut und Parallelstrukturen im Kiez aufgebrochen: Indem sich Pat*in und Patenkind gegenseitig ermuntern, Neues auszuprobieren und die Welt aus einer anderen Perspektive zu entdecken, entstehen verbindende Erlebnisse. Nur wo gemeinsame Aktionen und Gespräche stattfinden, werden Vorurteile und Feindbilder überwunden. In den Patenschaften sind beide Seiten gleichermaßen herausgefordert: Nicht nur die Kinder und Jugendlichen lernen sich im deutschen Alltag besser zu orientieren, auch die deutschen Paten lernen die Regeln und Gewohnheiten ihrer Nachbarn und Mitbürger nichtdeutscher Herkunft besser kennen. Die Kiezpatenschaften wollen damit aktiv und progressiv „an der Basis“ zum gegenseitigen Verständnis und friedvollen Miteinander von Menschen verschiedener Kulturen und Religionen in unserer Stadt beitragen.

 

Möchtest du unser Projekt Kiezpatenschaften mitgestalten?
Dann gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Warum eine Patenschaft?

      Patenschaften leisten einen wichtigen Beitrag zu Chancengleichheit, Teilhabe und Integration. Weil in den Weddinger Familien zuhause selten Deutsch gesprochen wird, haben sehr viele Kinder Probleme mit der deutschen Sprache und den schulischen Anforderungen. Beengte Wohnverhältnisse, viele Geschwister, geringes Einkommen, wenig Ortskenntnisse und eigene Alltagsherausforderungen der Eltern lassen eine individuelle Förderung einzelner Kinder meist nicht zu. Deshalb sind außerschulische Lernangebote, die Interesse wecken, zur Auseinandersetzung herausfordern und den Kindern und Jugendlichen zeigen, dass es Spaß machen kann sich anzustrengen, sehr wichtig.

      Weil du als Ehrenamtlicher sicherlich einen anderen Erfahrungsschatz und andere Werte in Bezug auf Lebensgestaltung, Studium oder Beruf mitbringst, forderst du ein Kind per se zum Nachdenken und zu Fragen heraus. Du kannst ein Vorbild werden und gleichzeitig selbst Einblicke in andere Lebensmodelle bekommen.

  • Was macht ein Kiezpate, eine Kiezpatin?

      Du hast Spaß, einen Menschen mit einem anderen Lebensstil ein Stück weit auf seinem Lebensweg zu begleiten und dich auszutauschen? Dann kannst du dich neben deiner Ausbildung, deinem Studium oder Beruf in der Freizeit ehrenamtlich engagieren. Als Kiezpat*in triffst du dich einmal in der Woche für mindestens zwei Stunden mit deinem Patenkind in seiner Familie oder an einem verabredeten Ort in Berlin. Nach Absprache mit den Eltern geht ihr gemeinsam auf Entdeckungstour durch Berlin, treibt Sport, bastelt oder kocht, lest eine Geschichte oder sprecht Aufgaben für die anstehende Klassenarbeit durch. Um die Entwicklung individueller Kompetenzen zu fördern, sollte die gemeinsame Entwicklung von Ideen im Vordergrund stehen. Wir wünschen uns Verlässlichkeit, gegenseitigen Austausch und Unterstützung. Damit ein Vertrauensverhältnis entstehen kann, solltest du bereit sein, die Patenschaft für mindestens acht Monate zu führen und den Austausch mit den Eltern des Kindes sowie uns als Koordinatorinnen zu suchen.

  • Wie geschieht die Vermittlung?

      Nach deiner Kontaktaufnahme mit uns, verabredet Mirjam Ekelmann, unsere Sozialarbeiterin und Patenschaftskoordinatorin, ein Kennenlerngespräch mit dir. Damit du einschätzen kannst, was dich erwartet und wir dir ein passfähiges Patenkind vermitteln können, wird sie dich zu deinen Lebensumständen, Interessen und Erfahrungen befragen und dir unseren Verein und unser Programm vorstellen. Zudem erhältst du eine Einladung zu unserer nächsten Einführungsveranstaltung für Pat*innen. Bist du fest entschlossen, eine Patenschaft einzugehen, schlägt Mirjam dir entsprechend deiner zeitlichen Möglichkeiten, Interessen und deines Wohnortes ein Patenkind vor und verabredet mit dir und der Familie des potenziellen Patenkindes ein weiteres Kennenlerngespräch. Gemeinsam trefft ihr eine schriftliche Vereinbarung zu eurer Patenschaft und legt den ersten Treffpunkt fest.

  • Wie kommt ihr zueinander?

      Kinder, die sich für eine Patenschaft interessieren, kommen überwiegend aus den benachbarten Grundschulen zu uns. Hier stellen wir unser Projekt auf den Elternabenden vor. Gleichzeitig sprechen sich unsere Patenschaften durch unsere Kiezcafébesucher*innen herum. Viele Frauen bringen neue Nachbarinnen, Klassenkammeraden ihrer Kinder oder Verwandte mit ins Kiezcafé. Unsere gute Vernetzung im Wedding trägt weiterhin dazu bei, dass unser Patenschaftsprogramm wächst.

  • Wie begleitet WIR GESTALTEN e.V. eine Patenschaft?

      Bei der Entwicklung von Zielen und Freizeitaktivitäten für deine Patenschaft unterstützen wir dich mit Anregungen. Mit einer verpflichtenden Einführungsveranstaltung bekommst du einen strukturierten Überblick über Aufgaben, Freizeitmöglichkeiten, Versicherungsschutz und Kindesschutz in Patenschaften. Gleichzeitig lernst du weitere Ehrenamtliche kennen, die zeitgleich mit dir anfangen. Du kannst Fragen stellen und Wünsche äußern.

      Weiterhin bieten wir regelmäßig ein "interkulturelles Training" zur Selbstreflexion eigener Kulturvorstellungen und je nach Interesse Schulungen zum Thema "Islam, Kultur und Leben in der Diaspora", "Grundzüge der Traumapädagogik", "Wie lernen Spaß macht", "1. Hilfe-Schulung", "gewaltfreie Kommunikation", etc. mit externen Fachkräften an.

      Mit anderen Ehrenamtlichen kannst du bei unseren Ehrenamtsabenden, bei unserem alljährlichen Weihnachts- und Sommerfest oder anderen Veranstaltungen und Ausflügen ins Gespräch kommen. Bei Bedarf bieten wir "kollegiale Fallberatung" an.

      Über euer Patenschaftstagebuch bekommen wir regelmäßig einen Einblick in eure Patenschaft und können euch somit frühzeitig Hilfestellung bei Problemen geben. Auch wenn wir selbst keine Wohnungen suchen oder zu Ärzten und Ämtern begleiten können, so kann jedoch alle zwei Wochen eine Beratung durch eine Sozialarbeiterin mit Kenntnissen in der Familienhilfe und Flüchtlingsfragen bei uns im Kiezcafe in Anspruch genommen werden. Durch unsere gute Vernetzung können wir zudem schnell an weitere Stellen vermitteln. Wir verstehen uns als deine Wegbegleiter, die du jederzeit persönlich, per Telefon oder mail kontaktieren kannst.

      Wenn du deine Patenschaft beenden möchtest, begleiten wir euren Abschied.

      Hast du Interesse an einer Patenschaft? Dann lies bitte vorher unsere Checkliste und melde dich hier an.

      Wir freuen uns auf dich!

  • Bewerbung als Patenkind

      Du hast Interesse an einer Patenschaft, weil du mal aus deinem Kiez rauskommen willst, Berlin entdecken oder in der Schule besser werden willst? Du wünschst dir jemanden, der dich ermutigt, Schwimmen oder Fahrrad fahren zu lernen, etwas Neues auszuprobieren? Du freust dich darüber, wenn du durch Gespräche dein Deutsch verbessern kannst und dir jemand zuhört, wenn du erzählst, was dich bewegt? Du brauchst jemanden an deiner Seite, der dich bei deinen Zukunftsplänen unterstützt?

      Wenn du dich regelmäßig mit einem ehrenamtlichen Erwachsenen treffen willst, solltest du zuverlässig sein, offen deine Fragen und Wünsche kommunizieren und bereit sein, dich auf einen anderen Menschen einzulassen.

      Bevor du dich anmeldest, lies bitte die Checkliste hier. Bei Interesse kannst du mit deinen Eltern in unserem Kiezcafé vorbeikommen: mittwochs zwischen 16 und 18 Uhr

      oder direkt Mirjam Ekelmann anrufen: 0177-2753157

      Wir freuen uns auf dich!

  • Engagement als Spender*in

      Mit deiner Spende unterstützt du die Langfristigkeit von Patenschaften. Der Aufbau einer Vertrauensbeziehung zwischen zwei unterschiedlichen Menschen braucht viel Zeit und gute professionelle Begleitung.

      Durch die Finanzierung von geschultem Personal und externen Fachkräften ermöglichst du, dass Patenschaften langfristig einen positiven Effekt auf das Leben der Tandems haben. Regelmäßiger Kontakt zu Ehrenamtlichen und der Zielgruppe, um Bedenken aus dem Weg zu räumen; gute Vernetzung, um schnell helfen zu können; zielgruppenspezifische Schulungen, die Bewusstsein für die Herausforderungen in Patenschaften schafften; Gelegenheiten für den Austausch mit anderen Ehrenamtlichen und die Begleitung von Abschied, um in Freundschaft auseinanderzugehen, sind Investitionen die sich lohnen!

      Denn frühzeitige Patenschaftsabbrüche gehen meist mit unzureichender professioneller Begleitung einher und sind kurzfristiger und knapper Projektfinanzierungen geschuldet. Unerwartete Abbrüche und fehlende Kommunikation lassen häufig Schuldgefühle auf beiden Seiten zurück und können negative anstatt positive Effekte in Bezug auf die Ziele von Patenschaften, wie Teilhabe, Chancengleichheit und Integration, nach sich ziehen. 

      Unser Ziel ist es, Patenschaften langfristig und eigenverantwortlich zu finanzieren. Mit einer Professionellen Begleitung wollen wir einen gesellschaftlichen Beitrag für mehr Chancengleichheit und ein vielfältiges Miteinander – unabhängig von aktuellen politischen Debatten und Ausschreibungen – leisten.

      Vielen Dank!

 

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